Italienisches Weihnachtsessen: Traditionelles Weihnachtsmenü

Die Weihnachtstage bringen jedes Jahr neben den Geschenken auch festliche Mahlzeiten mit sich. Während in Deutschland an Heiligabend traditionell Kartoffelsalat mit Würstchen und am 1. Weihnachtstag der Weihnachtsbraten angesagt sind, sieht das Weihnachtsbankett in Italien etwas anders aus. Als Halb-Italiener möchte ich Euch in meinem heutigen Beitrag einen Überblick über mein italienisches Weihnachtsessen geben und somit zeigen, was in Italien an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen traditionell so alles auf den Tisch kommt. Außerdem zeige ich Euch, was bei mir dieses Jahr auf der Speisekarte stand. Und keine Sorge, die Menüs eignen sich natürlich auch bestens für die unterjährige Verwendung. 😉

Vorwort – Italienische Esskultur

In kaum einem anderen Land der Welt kommt der Esskultur eine so große Bedeutung wie in Italien zu. Bei Tisch herrschen dort ja fast schon jedes Wochenende weihnachtliche Verhältnisse. Klar, durch die Globalisierung und unsere immer hektischere Lebensweise hat sich auch hier über die letzten Jahren ein Wandel bemerkbar gemacht. Ein Essen mit mehreren Gängen ist vielfach nur noch beim Zusammenkommen der Familie am Wochenende angesagt. Unter der Woche wird mittags unterwegs gegessen (dafür gibt es immerhin tolle „tavole calde” – so eine Art Mittagstisch). Abends bleibt hingegen oftmals keine Zeit für aufwändiges Kochen (und Einkaufen). Dennoch dürfte die Zeit und die Aufmerksamkeit, die Italiener der Zubereitung und dem Verzehr von Speisen widmen im Vergleich zu anderen Kulturkreisen (vgl. beispielsweise meinen Eindruck von der dänischen Essenskultur) überdurchschnittlich hoch sein.

Wie sieht nun also ein typisches italienisches Weihnachtsessen am Fest der Feste aus? Nun, vorab ist festzuhalten, dass es nicht das italienische Weihnachtsessen gibt. Je nach Region kann der Speiseplan recht unterschiedlich aussehen (insbesondere an Heiligabend). Auch bei den Desserts bzw. den weihnachtlichen Süßigkeiten gibt es unterschiedliche regionale Spezialitäten. Da sich gerade die italienischen Weihnachtsgebäcke und weihnachtlichen Süßigkeiten nur schwerlich einem bestimmten Weihnachtstag zuordnen lassen, habe ich diese im Folgenden von den Menüs ausgeklammert und hierzu am Ende des Beitrags einen Überblick erstellt. Wenn Ihr also nur auf Süßes aus seid, könnt Ihr anfangen zu scrollen 😉

Italienisches Weihnachtsessen an Heiligabend – La cena della vigilia

Wir starten natürlich mit dem Heiligabend („Vigilia di Natale“; auf Deutsch: „Der Weihnachts-Vorabend”). Hinsichtlich der Geschenke kommt dem Heiligabend in Italien im Vergleich zu Deutschland traditionell eher weniger Bedeutung zu (eher am 25.12. und/oder am 6.1.). Keineswegs gilt diese Einschränkung aber für das Essen. Denn auch in Italien wird an Heiligabend in aller Regel ein üppiges Abendessen verzehrt.

In den meisten Regionen (insbesondere in Süditalien) wird hierbei streng auf Fleisch verzichtet. Dies hat – Ihr ahnt es – religiöse Hintergründe. Denn nach katholischem Brauch wird freitags (die Kreuzigung Jesus Christi erfolgte an einem Freitag, dem sog. „Karfreitag”) sowie an Heiligabend kein Fleisch gegessen. Der Gedanke dahinter ist eigentlich, dass an diesen Tagen gefastet, bzw. schlichtes Essen konsumiert werden sollte. Fleisch war früher ein Luxus – Fisch hingegen eine einfachere Speise. Heute hat sich das Bild natürlich – nicht zuletzt aufgrund der Massentierhaltung – geändert.

Wie also könnte ein typisches italienisches Weihnachtsessen an Heiligabend aussehen?

Vorspeisen und Beilagen (antipasti e contorni):

Die folgenden Speisen werden teils als Vorspeisen, teils auch als Beilagen (zum zweiten Gang) gegessen:

  • Salat (insalata) / teilweise auch kombiniert mit Fisch
  • diverse Gemüsevariationen (z.B. die neapolitanische „insalata di rinforzo” mit u.a. Blumenkohl, Paprika, Oliven, Gewürzgurken, Kapern, Endivie)
  • Meeresfrüchte (frutti di mare)
  • marinierte Sardellen (alici marinate)
  • gratinierte Austern (ostriche gratinate)
  • Krake (polpo)
  • gegrillter Aal (capitone arrostito)
  • Endivien Pizza (pizza di scarole)
  • Baccalà mantecato” (Kabeljau-Creme)

Auf meinem persönlichen Heiligabend-Menü gibt es als Vorspeise „Cocktail di gamberetti in salsa rosa” (Krabbencocktail).

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Erste Gänge (primi piatti):

Als erster Gang an Heiligabend dienen in der Regel Nudelgerichte mit Fisch bzw. Muscheln.

Bei mir gibt es: „Spaghetti alle vongole” (Spaghetti mit Venusmuscheln). Diese sind insbesondere in der Region Neapel ein Klassiker.

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Zweite Gänge (secondi piatti):

Als zweiter Gang an Heiligabend findet sich in der Regel ein Fischgericht mit einer der eingangs genannten Beilagen. Beispiele hierfür sind:

  • Frittierter Kabeljau (baccalà fritto)
  • Gerösteter Aal (capitone arrostito)

Bei mir gibt es „Baccalà fritto” und „Baccalà mantecato“.

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Als Beilage gibt es bei mir „Scarola Imbottita” (im neapoletanischen Dialekt auch „Scarola ‘mbuttunata” genannt) Dieser besteht u.a. aus Endiviensalat, Oliven, Rosinen, Pinienkernen und Anchovis.

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Italienisches Weihnachtsessen am 1. Weihnachtstag – Il pranzo di Natale

Der 1. Weihnachtstag ist in Italien geprägt von einem großzügigen Mittagessen im Kreis der Familie. Hier darf dann in jedem Fall auch Fleisch mit auf den Tisch. Ein typisches italienisches Weihnachtsessen am 1. Weihnachtstag könnte wie folgt aussehen:

Vorspeisen und Beilagen (antipasti e contorni):

Als Vorspeisen und Beilagen sind im Wesentlichen die für das Essen an Heiligabend aufgeführten Speisen übertragbar. Zusätzlich lassen sich nennen:

  • Minestra marinata” (Gemüsesuppe mit verschiedenen Gemüsesorten; in Fleischbrühe gekocht)
  • Funghi trifolati” (gehackte Champignons)
  • diverse Aufschnitte (affettati)

Erste Gänge (primi piatti):

  • Tortellini oder Cappelletti in Brühe (Tortellini o cappelletti in brodo)
  • Passatelli in Hühnerbrühe (Passatelli in brodo di gallina; Passatelli ähneln äußerlich den Spätzle und werden aus Semmelbröseln, Parmesan und Ei hergestellt
  • Lasagne (lasagne)
  • Ofenpasta (pasta al forno)
  • Cannelloni (cannelloni)
  • Sartù di riso” (herzhafter Reiskuchen mit u.a. Fleisch, Mozzarella, Pilzen, Erbsen, Parmesan)

Auf meinem italienischen Menü für den 1. Weihnachtstag stehen „Tortellini in brodo“.

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Zweite Gänge (secondi piatti):

Als zweiter Gang wird oftmals Braten serviert. Hierbei können unterschiedliche Fleischsorten Verwendung finden, insbesondere:

  • Pute (tacchino)
  • Kapaun (cappone)
  • Kalb (vitello)Als Beilagen bieten sich z.B. Ofenkartoffeln (patate al forno) und grünes Gemüse (verdura verde) an.

Auf meinem italienischen Weihnachtsmenü steht „Arrosto di tacchino con funghi trifolati, puré di patate e cavolo rosso” (Putenbraten mit kleingehackten Champignons, Stampfkartoffeln* und Rotkohl*).

*Hinweis: Die Beilagen Stampfkartoffeln und Rotkohl sind eher an die deutsche Küche angelehnt.

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Italienisches Weihnachtsessen am 2. Weihnachtstag – Il pranzo di Santo Stefano

Der 2. Weihnachtstag ist in Italien auch bekannt als „Santo Stefano” – dem Tag des Heiligen Stephanus. An diesem Tag besteht hinsichtlich des Speiseplans mehr Flexibilität. Allgemein kann auf eines der bereits genannten Gerichte zurückgegriffen werden. Als erster Gang dient hierbei klassischerweise ein Nudelgericht, gefolgt von einem Fleischgericht als zweiter Gang.

Oftmals werden am 2. Weihnachtstag auch Reste des Essens vom Vortag verwertet. Ein sehr leckerer Klassiker ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die „Insalata russa” (zu Deutsch: „russischer Salat”). Hierfür vermischt man klein geschnittene Reste des Putenbratens (oder des für eine Hühnerbrühe verwendeten Hühnchens) mit Kartoffeln, Erbsen, Karotten, Gewürzgurken und Mayonnaise. Je nach Belieben können auch noch gekochte Eier hinzugefügt werden.

Mein persönliches italienisches Weihnachtsmenü für den 2. Weihnachtstag sieht wie folgt aus:

Als ersten Gang gibt es „Tortelloni ripieni di mozzarella, pomodoro e olive” (Tortelloni gefüllt mit Mozzarella, Tomate und Oliven).

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Als zweiten Gang gibt es „Arrosto di agnello con bieta e taccole” (Lammbraten mit Mangold und Zuckererbsen)

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Italienische Weihnachtsgebäcke bzw. weihnachtliche Desserts – Dolci natalizi

Zum Abschluss gebe ich Euch wie versprochen noch einen kurzen Überblick über die typischen italienischen Weihnachtsgebäcke bzw. Desserts. Diese lassen sich – je nach Belieben – in die als Nachtisch in die verschiedenen Weihnachtsmenüs einbauen. Gerade Panettone und Pandoro eignen sich aber auch ausgezeichnet zum Frühstück 😉

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Bei den italienischen Weihnachtsgebäcken sind die regionalen Unterschiede besonders ausgeprägt.

Aus Sizilien stammt beispielsweise:

  • Buccellato (gugelhupfförmiger Kuchen aus Mürbeteig mit u.a. Feigen, Orangenschalen, Mandeln, Pistazien, Bitterschokolade und Marsalawein)

Aus der Region um Rom (Lazio) stammt beispielsweise:

  • Pangiallo („gelbes Brot”; aus der Römerzeit stammender Kuchen mit u.a. Haselnüssen, Feigen, Rosinen, Mandeln und Bitterschokolade )

Aus der Region um Neapel (Campania) stammen beispielsweise:

  • Struffoli (frittierte Honigbällchen)
  • Mustacciuoli (auch: Mostaccioli; ähnlich wie Lebkuchen aber härter)
  • Roccocò (Mandelgebäck mit Donut-Form)
  • Torrone (Süßigkeit aus i.d.R. hartem weißen Nougat; oftmals mit Mandeln/Haselnüssen/Pistazien; existiert in verschiedenen Variationen, teilweise auch in weicher Variante und mit Schokolade)

Aus Mittel-/Norditalien stammen hingegen die italienischen Weihnachtsgebäcke:

  • Panettone (Mailand, Lombardei)
  • Pandoro (Verona, Venetien)
  • Panforte (Siena, Toskana)

Am 1. Weihnachtstag gibt es bei mir Panettone. Diesen könnt ihr auch selbst machen. Plant hier allerdings gut Zeit ein. Dafür unabdingbar sind:

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Am 2. Weihnachtstag gibt es Pandoro.

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Abschließende Worte

Damit sind wir auch am Ende angelangt. Ich hoffe, dass mein Beitrag zum italienischen Weihnachtsessen Euren Appetit wecken konnte! Falls Ihr Fragen zur Zubereitung bestimmter Speisen habt, könnt Ihr mir gerne schreiben.

Außerdem würde ich mich sehr freuen zu erfahren, was Ihr an Weihnachten so gegessen habt. Schreibt doch mal Euer diesjähriges Weihnachtsmenü oder Eure Lieblingsspeisen an Weihnachten in die Kommentare!! 😉

Wenn Ihr Euch allgemein für (italienisches) Essen oder Rezepte interessiert, könnt Ihr auch einmal einen Blick in meine folgenden Beiträge werfen:

Rezeptidee – Avocado Carbonara

Rezeptidee – Quinoa Parma

Wenn Ihr hingegen in Mailand seid und noch ein paar Geschenke besorgen wollt, hilft Euch vielleicht mein Shopping Guide zum Shoppen in Mailand weiter!

2 Kommentare

  1. Merlyn
    November 23, 2020 / 10:56 am

    Italien ist mein Lieblingssommerziel! Essen und Wein sind da einfach hervorragend. Dieser Beitrag hat mir inspiriert ein Abendessen im italienischen Stil bestellen oder sogar selbst kochen.

  2. Henni
    Dezember 20, 2021 / 9:11 am

    Schöne italienische Gerichte! Da sind auf jeden Fall Ideen für mich dabei.
    Aber ich habe noch nie gehört, dass man in Deutschland an Heiligabend Kartoffelsalat und Würstchen isst. Weder in meiner Heimat Nordrhein-Westfalen noch in Baden-Württemberg, wo ich jetzt wohne.

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